25 Jahre Versöhnungskirche in Dorfen

Ein neuer Bericht von Jürgen Weithas

Im Jahr 1981 wurde das ehem. Volksbankgebäude (vormals Bäckerei Reisinger) am Rathausplatz mit erheblicher finanzieller und tatkräftiger Eigenleistung zum Evangelischen Gemeindezentrum umgebaut, das zwischenzeitlich auch wieder seine ursprüngliche Fassade erhalten hat und deshalb 2006 mit dem Fassadenpreis des Landkreises Erding ausgezeichnet wurde.
1993 war Baubeginn der Versöhnungskirche unter den Architekten Franz Lichtblau und Ludwig Bauer, München. Neben dem früh verstorbenen Olaf Gulbranson (Johanneskirche Taufkirchen/Vils!), Gustav Gsaenger und Reinhard Riemerschmid hat Lichtblau den evangelischen Kirchenbau in Bayern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt. Er hat zahlreiche Architektenwettbewerbe gewonnen und insgesamt 44 Kirchen bzw. Gemeindezentren gebaut sowie 88 Gotteshäuser in Bayern renoviert bzw. umgestaltet.
Der Name „Versöhnungskirche“ ist Programm, dem die Epistel für den Karfreitag aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther (Kapitel 5, Verse 17-20) mit dem Motto „Lasst Euch versöhnen mit Gott“ zugrunde liegt.
Der ebenfalls bekannte Graphiker und Kirchenmaler Hubert Distler aus Grafrath, der 1980 für sein umfassendes Werk mit dem Kunstpreis der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern ausgezeichnet wurde, hat unter Bezug auf das Thema „Versöhnung mit Gott und den Menschen“ die Glasmalereien und das Fresko über dem Kircheneingang in der Brandstattgasse gestaltet.
Der Künstler Hans Hahn aus Winkelhaid bei Nürnberg hat den Altar, das Taufbecken, die Kanzel und das den Kirchenraum prägende moderne Altarwandkreuz „Agnus Dei“ geschaffen, das 1995 durch das bayerische Kultusministerium prämiert wurde.
Eine besonders meditative Stimmung im Kirchenraum wird durch die Glasmalereien Distlers in den Kirchenfenstern erzeugt. Der holzgeschnitzte Pelikan an der Orgelempore (ebenfalls ein Werk Distlers), ein uraltes Christussymbol, wurde im Hinblick auf die Geschichte der Evangelischen in Dorfen in der Reformations- bzw. Gegenreformationszeit gefertigt. Es nimmt auch Bezug auf den 1554 in Dorfen geborenen evang. Pfarrer Christph Vogel, dem für seine außerordentlichen Verdienste als Kartograph in der Pfalz-Neuburg vom Pfalzgrafen ein Wappen mit dem sich für seine Jungen aufopfernden Pelikan verliehen wurde. Sein gleichnamiger Vater, Dorfener Bürger und Kämmerer des Grafen Ladislaus von Haag, war wegen seines Engagements für die Evangelische Sache in der Grafschaft aber auch in dem zum Herzogtum Bayern gehörenden Dorfen, in München unter Folter verhört und schließlich mit seiner Familie aus seiner Dorfener Heimat vertrieben worden.
Neues Evangelisches Leben war dann in Dorfen erst wieder ab 1917 möglich, nachdem am 18. November 1917 auf Initiative des Dorfener Uhrmachermeisters J.G.O. Niedermayer und einiger anderer honoriger Persönlichkeiten der „Evangelische Verein Dorfen und Umgebung e.V.“ geründet worden war, um (lt. Vereinssatzung) „… die Protestanten … zu sammeln und die Abhaltung evangelischer Gottesdienste in Dorfen zu ermöglichen“, die dann aufgrund eines entsprechenden Entgegenkommens des Magistrats der Marktgemeinde Dorfen im Dorfener Rathaussaal abgehalten werden konnten.
In der Turmkapelle im 1. Stock der Versöhnungskirche ist aus dieser Zeit noch das große Altarkruzifix sowie Bibel, Altarleuchter, Abendmahl- und Taufgeschirr des Evangelischen Vereins zu sehen.
Der langersehnte Wunsch nach einer eigenen Kirche verbunden mit dem Gemeindezentrum ging mit der Fertigstellung und Einweihung der Versöhnungskirche am 26. November 1994 durch Kreisdekan Oberkirchenrat Gotthard Preiser aus Regensburg in Erfüllung.

Nähere Informationen über die Kirche und ihre künstlerische Ausgestaltung sind in einem reichbebilderten Kirchenführer enthalten, der über die Evangelische Gemeinde in Dorfen bezogen werden kann.