Vor 150 Jahren kam der Fortschritt nach Dorfen

Ein neuer Bericht von Franz Streibl

In Bayern begann das Eisenbahnzeitalter am 7. Dezember 1835 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Nürnberg – Führt. Im Laufe der Jahre wurden immer größere Gebiete des Landes Bayern mit der Eisenbahn erschlossen. Allerdings blieb im Südosten eine große Fläche unerschlossen, nämlich das Gebiet östlich von München bis Simbach. So beschloss der Bayerische Landtag am 24. September 1863 den Bau einer Eisenbahnstrecke von München bis Simbach und zur österreichischen Grenze. Es dauerte dann drei Jahre, bis am 1. Mai 1871, also vor 150 Jahren, die Stecke München – Neuötting eröffnet wurde. Die restliche Strecke Neuötting – Simbach folgte kurze Zeit später. Damit hatte dieses weite Gebiet Anschluss an die „Große, weite Welt“, auch Dorfen! Von 1883 bis 1897 benutzte sogar der Orientexpress diese Strecke und man konnte mit der Bahn direkt bis Istanbul reisen. Allerdings lag der Bahnhof Dorfen etwas außerhalb des Marktes Dorfen in der damaligen Gemeinde Hausmehring und das bis zur Gebietsreform 1972. Es entstanden am neuen Bahnhof das eigentliche Bahnhofsgebäude, zwei Toilettenhäuschen, ein Güterschuppen, ein Wasserhäuschen und eine Torfhütte. Auch die Post war für kurze Zeit am Bahnhof stationiert. Dazu kamen noch am westlichen und am östlichen Ausgang des Bahnhofgeländes je ein Schrankenwärterhäuschen und nördlich der Bahnanlage zwei Bahnhofsrestaurationen. Die Bedeutung der Station Dorfen wurde noch erhöht durch den Bau einer Lokalbahn Dorfen – Velden, die am 24. Dezember 1898 eröffnet wurde.

Während die Bahnstrecke Dorfen – Velden nur bis 1993 betrieben wurde, gewannen der Bahnhof Dorfen und die Strecke München Simbach immer mehr an Bedeutung. Heute ist die Strecke alleine schon für die vielen Pendler Richtung München unentbehrlich. Ein zweigleisiger Ausbau der Strecke ist seit lengem in Planung.

Die Bahnstrecke Simbach – München hat einiges erlebt. Früher fuhr sogar Kaiserin Sisi auf dieser Strecke von Wien nach München. Im 2. Weltkrieg war die Bahnstrecke eine wichtige Nachschublinie und wurde entsprechend oft angegriffen. Am 19. März 1945 kostete ein verheerender Angriff auf Mühldorf viele Menschenleben. Auch der Bahnhof Dorfen wurde im April 1945 mehrmals angegriffen, zum Glück kam es lediglich zu Sachschäden. Auch von Unglücken blieb die Bahnstrecke nicht verschont. Das schwerste Unglück ereignete sich am 8. November 1951 und forderte 16 Tote und 41 Verletzte, darunter auch einige Dorfener.